Einige Mitglieder unserer Bürgerinitiative haben eine Fahrt zu Windkraftanlagen der Firma Vestas – mit einer Höhe von 196 Metern – nach Schliecksdorf unternommen. Die WKA sind baugleich mit den geplanten Windriesen bei uns am Glindfelder Weg.
Auf dem Weg nach Schliecksdorf kamen wir bereits an einigen großen Windparks in Sachsen-Anhalt (z.B. in Glövzin) vorbei. Die hohen Anlagen in Schliecksdorf sind schon aus weiter Ferne zu erkennen.
Dieser „Park“ besteht aus 28 Windkraftanlagen. 10 neue Anlagen mit einer Höhe von 196 Metern und 18 ältere von 80 bis 120 Metern. Von den 18 älteren Anlagen sollen demnächst einige im Zuge von Repowering durch ebenfalls große WKA ersetzt werden. In einer Nachbargemeinde sind 30 weitere Anlagen – auch in Höhe von 196 Metern – geplant.
Da die Anlagen (wie es auch bei uns wäre) auf dem flachen Land stehen, prägen sie das Landschaftsbild deutlich kilometerweit. Die Geräusche, die die Anlagen abgeben sind – trotz geringen Windes zum Zeitpunkt unseres Besuches – als deutliches Rauschen und Surren über hunderte Meter zu hören.
Nach der Besichtigung der Anlagen haben wir mit Anwohnern gesprochen, die in nächster Nähe zu den Anlagen in 1.000 bis 1.500 m Entfernung wohnen. Sie beschreiben die Geräusche der Windkraftanlagen als Dröhnen, das ständig präsent ist, wie ein Panzer oder ein Flugzeug in der Umgebung. Ein Anwohner empfindet dieses Geräusch schlimmer als seinen Tinnitus. Das Schlimme ist, dass es kein Entrinnen gibt.
Weiter erfuhren wir, dass einige Anwohner seit der Errichtung der neuen, großen WKA einen Druck im Oberkopf und an der Halsschlagader wahrnehmen sowie unter Herzrasen und Schlafstörungen leiden. Diese Symptome werden dem Tieffrequenz- / Infraschall zugesprochen. Nicht zu ertragen sei auch der von uns bislang noch nicht beachtete „Discoeffekt“, der durch die Reflexion der Sonne an den Rotorblättern entsteht. Aufgrund von Bewölkung blieb uns diese störende optische Erfahrung bei unserem Besuch verwehrt.
Mit Einbrechen der Dunkelheit konnten wir jedoch die nächtliche Befeuerung beobachten. Rote Lichter am Turm und an der Gondel blinken im Takt. Ursprünglich wurden auch die Rotorspitzen mit Blinklichtern markiert. Nach Beschwerden der Anwohner wurde diese Art der Befeuerung jedoch abgestellt. Bei uns könnte auf die Rotorspitzenbeleuchtung aufgrund der Nähe zum Hamburger Flughafen vermutlich nicht verzichtet werden.
Die zuständigen Behörden führen angeblich keine Schallmessungen durch. Unsere eigenen Messungen des Schalldruckpegels mit kalibrierten Messgeräten lagen um die erlaubten Grenzwerte herum. Für repräsentative Messungen sind jedoch Langzeitmessungen mit definierten Parametern notwendig.
Die versprochene Wertschöpfung landet nicht in der lokalen Wirtschaft. Firmen und Personen von weit her verdienen an den Projekten. Einzig die Kies- und Betonwerke haben im Baujahr der Anlagen davon profitiert. Die Landwirte und / oder Eigentümer bekommen dagegen 45.000 € pro WKA im Jahr. Durch Schlagschatten betroffene Nachbarn erhalten 7.000 bis 8.000 € Schattengeld, auch als Schweigegeld bezeichnet. Die Betreiber der umliegenden Windparks sind in den 10 bis 15 Jahren drei Mal in die Insolvenz gegangen, also sobald sie in die Gewinnzone kamen. Wie sieht es da mit der von der Kommune eingeplanten Gewerbesteuer aus?
Schätzungen nach geht man von 30% Wertminderung für die Immobilien in der Umgebung von Windkraftanlagen aus. Der Wert der Häuser in Schliecksdorf geht zum Teil gegen Null. Da der Beleihungswert nicht mehr gegeben ist, kontaktierten Banken inzwischen ihre Darlehnsnehmer. Das Problem des Wertverlustes ist besonders gravierend bei hochbelasteten Neubauten.
Ein benachbartes Haus steht schon seit langem zum Verkauf, aber kein Makler hat Interesse daran. Die Häuser sind quasi unverkäuflich! Die Grundsteuer hingegen wird nicht reduziert.
Die überaus ländliche Umgebung zeichnet sich durch eine artenreiche Tierwelt aus. Vor dem Bau der WKA wurden jedoch die geschützten Vögel bewusst aktiv aus dem Bereich vertrieben.
Für die Anwohner im Umkreis der WKA sind leider alle relevanten Fristen abgelaufen. Vom Verwaltungsgericht haben sie die Auskunft erhalten, dass die jährliche Stromerzeugung Vorrang vor ihren Beeinträchtigungen habe. Die betroffenen Bürger planen nun, eine Petition an den Bundestag und die EU- Kommission zu verfassen. Die Forderungen sind der Erhalt der Gesundheit und Lebensqualität sowie ein Ausgleich für verlorene Werte.
Wir konnten abends wieder nach Bargteheide zurückkehren. Die betroffenen Anwohner müssen weiterhin neben den Windriesen leben und kämpfen tapfer für ihr Recht und ihre Heimat.
Uns hat dieser Besuch ermutigt, weiter für unsere lebenswerte Umgebung und gegen die rücksichtslose Errichtung derartiger Industriekraftwerke zu kämpfen!